Der Schlosspark Marisfeld - Kleine Parkgeschichte

 

Der Schlosspark in Marisfeld gehört zu den besonderen kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten in der Dorflandschaft Südthüringens. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als repräsentativer Bestandteil eines ehemaligen Ritterguts entstanden, zählt er zu den späten Vertretern der sogenannten Landschaftsparks. Das etwa 7 Hektar große Parkgelände entfaltet sich hinter dem Dorfplatz mit Kirche und 4-türmigen Landschloss und findet seine äußerste Grenze am Übergang zum Oberstädter Grund, einem Gebiet, das Halbtrockenrasen dominieren. Ein etwa 2 km langes reich verschlungenes Wegenetz erschließt den Park. Seinen Kernbereich - besonders in Schlossnähe - kennzeichnet eine bewegte Modellierung des Geländes.

 

Das nach Zerstörung im 30jährigen Krieg von 1663 - 65 in heutiger Gestalt wiederhergestellte Marisfelder Schloss ist nicht nur namensgebend für den Park. Es bildet auch die Keimzelle für dessen Entstehung und bis in die Gegenwart eine reizvolle architektonische Facette seines Areals. Erste Ansätze zur Gestaltung eines Landschaftsparks dürften auf den Freiherrn Christian Friedrich von Stockmar (1787 - 1863) zurückgehen, der das Marisfelder Schloss mit Rittergut im Jahr 1844 von den Marschalken von Ostheim erwarb. Wenn auch archivalisch nicht belegt, ist bis dahin ein Nutzgarten, vielleicht auch kleiner Lustgarten, im unmittelbaren Schlossbereich zu vermuten. Einige noch heute hier vorhandene Bäume weisen ein Alter von durchaus 250 bis 300 Jahren auf. Der kleine Parkteich mit Bauminsel unterhalb des Schlosses - das zentrale Gestaltungsmotiv des Parks - ist nachweislich seit den 1860er Jahren existent. Schon damals diente er auch zur Wasserversorgung einer Dorfmühle. 1882 kaufte Hermann Julius von Eichel (1856 - 1934) das gesamte Anwesen für 120.000 RT. Unter ihm hat der Park offensichtlich seine heutige Ausdehnung und vollständige gärtnerische Ausprägung erlangt. So erweiterte der neue Rittergutsbesitzer das Parkgelände um einen nordöstlichen Bereich, wo er eine repräsentative Erbbegräbnisstätte für seine Familie errichten ließ. Hier wurden nicht nur nahe Verwandte bestattet, sondern 1934 auch Hermann von Eichel selbst. Dieses Erbbegräbnis wurde zu DDR-Zeiten leider genauso beseitigt wie die sogenannte "Grüne Laube" auf einem kleinen Geländesporn oberhalb des Teiches, womit der Park Bestandteile seiner historischen Gestaltung verlor. Nachweislich gehörte Hermann von Eichel zum großen Kundenkreis der seinerzeit berühmten Anzucht- und Landschaftsgärtnerei Gebrüder Siesmayer mit Sitz in Bockenheim-Frankfurt/M. Welchen Anteil dieses vor allem in Hessen tätig gewesene Gartenbauunternehmen am Ausbau des Marisfelder Schlossparks allerdings tatsächlich hat, ist bislang noch ungeklärt. Ludwig Krämer aus Duisburg, der Schloss und Rittergut 1936 von der Familie von Eichel übernahm, dürfte für die Parkgestaltung kein sonderliches Interesse entwickelt haben. Er schenkte das Schloss der NSV Gau Essen zur ausschließlichen Nutzung als Kinderheim, das 1938 als nationalsozialistische Einrichtung dort eröffnet wurde.

 

Zu DDR-Zeiten wurde die Gemeinde Marisfeld Eigentümerin des Parks, was sie bis heute ist. In den 1960/70er Jahren vorgenommene Einbauten wie eine überdachte Parkbühne auf der zentralen Parkwiese waren vor allem für die infrastrukturelle Absicherung diverser Parkfeste vorgesehen, die zunächst im Rahmen der staatlichen Initiative "Kultur aufs Land" durchgeführt wurden. Die 1982 erfolgte Erhebung des Parks zum geschützten Denkmal verpflichtet seither zu einem fürsorglichen, auf einen möglichst unverfälschten Erhalt ausgerichteten Umgang mit der Anlage. Ein Großteil seines heutigen Baumbestandes, der sich ausschließlich aus heimischen Baumarten wie Buche, Ahorn, Esche, Linde, Kastanie, Weide oder Eiche zusammen setzt, stammt aus der Gestaltungs- und Erweiterungsphase in den 1880er Jahren. Neben einigen noch älteren Bäumen findet sich inzwischen auch eine Vielzahl jüngerer Exemplare, die zumeist aus Wildwuchs hervor gegangen sind und Strukturen der einstigen Bepflanzung und damit Parkgestaltung verunklären. Derzeit arbeitet der 2008 gegründete Förderverein Schlosspark Marisfeld e.V. an der Aktualisierung eines Baumkatasters, das notwendige Grundlage für weitere durchgreifende Pflegemaßnahmen ist. Genauere Informationen dazu finden Sie hier.

 

 Winfried Wiegand, Januar 2016